Der Tag heute, ging etwas ruhiger los, als die vorherigen, da ich „erst“ um 9:30 Uhr in den Reales Alcázares (Königspalast) hinein konnte.
Das Wetter war heute nicht so optimal. Es war morgens so kalt, daß ich eine Jacke mitgenommen habe. Da es denn ganzen Tag immer wieder bedeckt war, war das auch gut.
Allerdings war ich bereits gegen 9:15 Uhr vor dem Palast und sah, daß die Kathedrale doch schon auf war und nicht erst um 14 Uhr, wie angekündigt. Das lag daran, daß eine Messe um 9:30 Uhr stattfand. Die Kathedrale war daher nur bedingt für den Publikumsverkehr offen. Ich habe die 15 min trotzdem genutzt, um einen ersten Eindruck zu bekommen. Außerdem konnte man um die Zeit auch noch ein paar Fotos machen, ohne daß einem immer jemand vor die Linse gelaufen ist. So bald die Messe begann, konnte man sich zwar noch in der Kirche bewegen, durfte aber nur noch eingeschränkt – wenn überhaupt - fotografieren.
Ich bin dann auf die andere Seite des Plaza del Triunfo zum Königspalast gegangen und konnte ohne lange anzustehen hinein. Wie auch schon in Cordoba wurde es dann ab 10 Uhr merklich voller, ald die Tourgruppen kamen. Es ging aber eine ganze Zeit noch. Erst am Ende der 2 Stunden, die ich für die Tour gebraucht habe, wurde es dann so voll, daß es schwierig mit dem Fotografieren wurde.
Der Eintritt mit 8.50 EUR + 4 EUR für den Audioguide war bisher das teuerste, was ich hatte. Und wieder war der Eintritt für die oberen Gemächer (4.20 EUR extra) nicht enthalten. Doch nach der Tour durch die unteren Räume war man schon von der Informationsfülle erschlagen.
Der Palast ist sehr schön ausgeschmückt – zum größten Teil eher im maurischen aber in Teilen auch im Renaissance Stil. Die maurischen Teile haben mich sehr an den Königspalast in Marrakesch erinnert, den ich letztes Jahr gesehen habe. Vom Gefühl her würde ich sagen, daß die Hälfte des Areals des Königspalastes die Gärten und Patios ausmachen. Hier muß ich sagen, daß mir die Gärten in Cordoba besser gefallen haben. Sie waren zwar kleiner, aber liebevoller und mit mehr Blumen zurechtgemacht. Klasse anstatt Masse!!
Das Gleiche galt auch ein wenig für den Palast selber. Viele der handwerklichen Arbeiten im Palast hatte ich gestern schon in der Villa Pilatos gesehen – bloß halt in einem kleineren Umfang. Es ist die Größe des Palastes und der Umfang der Arbeiten, die den Palast interessant machen.
Danach braucht ich erst einmal eine kleine Pause und bin – muß ich zugeben – zu Starbucks gegangen. Für jemanden, der jeden morgen jeweils ca. 0,5 l grünen und schwarzen Tee trinkt, sind die kleinen Becher zu Frühstück einfach nicht ausreicht und richtig große Becher Tee gibt es halt bei Starbucks ;o))
Da die Kathedrale erst wieder um 14 Uhr aufmachte und ich nicht bereits um 13 Uhr wieder auf dem Zimmer sein wollte, habe ich mich für eine einstündige Bootstour entschieden. Es war sehr interessant Sevilla vom Wasser auszusehen. So bin ich auch wenigstens mal in die Nähe des Geländes der Weltausstellung von 1992 gekommen. Leider werden die Gebäude nicht so genutzt, wie man es sich ursprünglich vorgestellt hat, weil der wirtschaftliche Boom ausgeblieben ist. Geblieben sind auf jeden Fall die 3 oder 4 Bücken, die extra für die Weltausstellung gebaut wurden.
Im Anschluß bin ich dann auf mein Zimmer und habe dort den Regen „ausgesessen“, den wir heute hatten, bis ich mich um 16 Uhr wieder in Richtung Kathedrale auf den Weg gemacht habe – den kenn ich inzwischen übgrigen auswendig!! Trotz des Regens vorher, war immer noch eine Schlage vor der Kasse, aber bei weitem nicht so lang wie die gestern Nachmittag.
Jetzt konnte man alles ohen Einschränkung besichtigen und fotografieren. U.a. konnte man die Rampen (es gibt nur 10 Stufen zum Schluß) in den Glockenturn (47 Meter) hochsteigen (mein Workout für heute) und hatte einen schönen Blick über Sevilla.
Auch für die Kathedrale gilt, was bereits für den Palast galt. Es ist einfach die schiere Größe und Ausstattung, die imposant ist. Ich habe schon viele Kirchen gesehen – u.a. auch den Petersdom - aber die Größe (größte gothische Kathedrale) und Aussattung der Kathedrale sind umwerfend und spiegelt den ehemaligen Reichtum der Stadt wieder.
An der Kathedrale ist mir aber auch etwas passiert, was mir zu denken gegeben hat. Ich weiß – auch ich bin ein Tourist und ich liebe es zu fotografieren. Und das der Spruch „Höflichkeit ist eine Zier, doch weiter kommt man ohne ihr“ immer häufiger gilt, habe ich schon oft erlebt. Aber bei dem Vorfall heute war ich fassungslos.
Die Situation war folgende:
An der Kathedrale gibt es eine kleine Kapelle, die anscheinend für Taufen o.ä. genutzt werden kann. Heute fand dort eine Taufe statt und daher war sie offen. Neugierig, wir ich nun einmal bin, bin ich hineingegangen und habe mich in eine der letzten Reihen gesetzt, um mir die Kirche in Ruhe anzuschauen. Die die Taufgesellschaft ca. 15-20 Reihen vor mir saßen, habe ich also nicht gestört.
Doch nicht alle Touristen waren so zu rücksichtsvoll. Eine Gruppe von 4 Touristen ist bis nach vorne in die 4. oder 5. Reihe gegangen, um sich dann, als der Priester an die Seite ans Taufbecken trat, nach einander vor dem Altarbild fotografieren zu lassen!? Man muß sagen, sie waren wenigstens so freundlich, den Priester vorher nicht zu bitte, doch aus dem Wege zu gehen :-(((( Die Sicherheitsleute, die man hier in allen Kirchen findet, hatten ihre liebe Mühe die Leute davon zu überzeugen, doch wenigstens ohne Blitz zu arbeiten.
Bis jetzt war ich immer davon ausgegangen, daß es ein paar weltweite moralische Grundgesetze in Bezug auf religiöse Riten gibt. Doch ich merke immer mehr, daß viele Touristen (egal woher sie kommen) der Meinung sind, wenn sie das Geld haben, sich den Urlaub leisten zu können, dann haben sie auch das Recht, sich alles zu nehmen, was sie für wollten und auch wann. Ich bin nur mal gespannt, wohin das führt :-((((
Morgen ist die Nacht sehr früh vorbei, da ich bis 7 Uhr mein Auto von seinem momentanen Parkplatz entfernt haben muß. Ansonsten wird es abgeschleppt, da dort wochentags von 7-15 Uhr Parkverbot herrscht!!! Das wäre das letzte was ich brauche. Vor allem nach dem mir schon jemand eine Schramme rein gefahren hat.